Oh du fröhliche
Der Weihnachtseinkaufsmarathon beginnt gefühlt jedes Jahr früher – irgendwann im September. Kaum habe ich wehmütig meine Sommerkleider in die hintere Ecke des Schranks verbannt, werden die Regale bei Migros und Coop mit Weihnachtsguetzli gefüllt.
Doch halt, da mache ich bestimmt nicht mit, schliesslich will ich mich von diesem Kommerz nicht kleinkriegen lassen. Doch irgendwann muss ich mir dann – wie eigentlich jedes Jahr – eingestehen, dass ich mit der Weihnachtsplanung leider doch etwas spät dran bin. Der 2. Advent steht vor der Tür und mir wird klar, dass ich die Päckli für unsere ausländischen Freunde lieber schon gestern als heute zur Post gebracht hätte. Denn die Post scheint, die Weihnachtspäckli ja noch immer mit der Kutsche auszuliefern. Denn wie sonst ist es erklärbar, dass ein Päckli nach Deutschland zwischen zwölf und zwanzig Arbeitstagen braucht?
Auf die Plätze fertig los, starte ich also mit meinen Weihnachtseinkäufen. Der Kleine macht es mir einfach. Er hat die Geschenke im Legokatalog selbst angekreuzt. Freudig erstehe ich also einen tollen Kran und ein DC Super Heroes-Set für ihn. Bleibt nur zu hoffen, dass er sich nicht mehr erinnert, dass er eigentlich 59 Modelle angekreuzt hatte. Bei der Grossen wird‘s deutlich schwieriger. Denn sie weiss offensichtlich nicht so genau, was sie sich eigentlich wünscht. So wechselt sie ihre «Das-will-ich-unbedingt» ungefähr gleich oft wie ihre Socken. Ihr Geschenk kann also erst kurz vor Weihnachts-Ladenschluss gekauft werden.
Tagelang irre ich durch die Stadt, stets auf der Suche nach wirklich sinnvollen, brauchbaren, pädagogisch-wertvollen, ökologischen und sonst noch was Geschenken für die ganze Verwandtschaft und einige liebe Freunde. Bewusst habe ich mich gegen dieses Online-Shopping entschieden. Klar ich unterstütze den Einzelhandel und will ja auch in Weihnachtsstimmung kommen, was am PC bestimmt nicht gelingen würde.
Am 22. Dezember habe ich meine letzte Tour erledigt. Erschöpft sitze ich auf dem Sofa, als das Telefon klingelt. Meine Schwägerin erkundigt sich freundlich, ob sie noch etwas zum weihnachtlichen Essen beisteuern könne und fast beiläufig höre ich die Worte: «Gäll, wir wollten uns ja dieses Jahr nichts schenken?»