Das haben wir aber toll gemacht
In diesem super Sportjahr mit Winter-Olympiade und Fussball-WM muss heute mal ein sportliches Thema herhalten: «Wir-Gefühl» ist etwas Schönes, oder etwa nicht?
Freitagabend: Wir sitzen gemütlich auf unseren Plätzen in der Bosshard-Arena. Langsam füllt sich das Stadion. Wir freuen uns auf ein gutes Spiel und werden den EVZ natürlich lautstark anfeuern. Und schon gehts los! Aber leider nicht nur auf dem Spielfeld – nein, auch direkt hinter uns. «Mensch, beweg dich doch! Nein, dass kann ja nicht wahr sein, dieser Idiot, lässt sich einfach überlaufen!» «Gut, das Spiel ist erst fünf Minuten alt und es steht jetzt 0:1 – aber es erstaunt mich doch, dass sich der Herr hinter mir ernsthaft überlegt, ob er schon wieder gehen soll. Lautstark betont er, dass das heute ja sowieso nichts mehr wird. Die Spieler hätten alle keine Moral und Kampfgeist. Doch wider Erwarten taucht der Sportexperte – oder war er etwa selbst mal Eishockeyprofi? – dann doch zu den folgenden Dritteln wieder auf. Mittlerweile haben es die «unmotivierten» Spieler geschafft, das Spiel zu drehen, und so bleibt es auch bis zum Schlusspfiff, der begleitet wird von Einem: «Wusste ich es doch! Ich habe ja gesagt, dass wir heute gewinnen!» in meinem Nacken.
Sonntagmorgen: Wir stehen am Rand des Fussball-Platzes und freuen uns darauf, unserem Göttibueb gleich bei einem seiner ersten Einsätze zuschauen. Wie süss er aussieht: in seinen noch viel zu grossen Hosen, die bis über seine Stulpen gehen. Fröhlich lacht er zu uns rüber und hebt keck seinen Daumen in die Luft. Und los gehts – der Schiri pfeift in seine Trillerpfeife und die kleinen Fussball-Spieler jagen los. Unermüdlich rennen sie alle gleichzeitig dem Ball hinterher. Und dann, das Spiel läuft bestimmt noch keine zehn Minuten, gehts auch hier los. «Los, Matteo stell dich doch frei und du Tom beweg dich endlich mal!» «Oje, spricht der Trainer mit den Kleinen in diesem Ton?» Doch weit gefehlt, es ist ein Papa, der wie eine Hyäne am Spielfeld auf und ab rennt und mit rotem Kopf sein gesamtes spieltaktisches Wissen lautstark von sich gibt. Einige Eltern wenden sich kopfschüttelnd ab. Doch nachdem das Team schon den vierten Gegentreffer kassiert hat, scheint sein Eifer auch auf andere überzugreifen. Links wird darüber diskutiert, dass der Trainer eh viel zu lieb sei, und wieso er überhaupt immer alle spielen lasse, so könne das Team ja nie gewinnen. Rechts von uns schreit mittlerweile eine ganze Gruppe den kleinen Fussball-Spielern hinterher.
Das einzig wirklich Lustige an dieser grotesken Situation ist aber, dass die Jungs kein Gehör für ihre verrückten Eltern haben. Sie rennen immer noch – genauso verpeilt über den Platz – alle gleichzeitig dem einen Ball hinterher. Und da gibt es noch Etwas: Sie haben Spass bei der Sache und das sollte allen Fans, die sich immer nur ärgern, zu denken geben.